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John Schierhorn und Claudia Mohr betreiben seit 2019 das "Schrödingers" im Schanzenpark.
John Schierhorn und Claudia Mohr betreiben seit 2019 das "Schrödingers" im Schanzenpark. Foto: Christiane Tauer
Bürgerpreis

„Schrödingers“ im Schanzenpark: Gemeinwohl kann auch sexy sein

Claudia Mohr und John Schierhorn vom Stadtteil-Kulturhaus „Schrödingers“ unterstützen Obdachlose, Geflüchtete und Bedürftige. Für ihr gemeinnütziges Engagement haben sie den Bürgerpreis Eimsbüttel erhalten.

Von Christiane Tauer

Kultur, Kulinarik und soziale Projekte – mit diesen drei Schlagworten bringt das Schrödingers im Schanzenpark sein Angebot auf den Punkt. Claudia Mohr und ihr Partner John Schierhorn haben den Betrieb des Stadtteil-Kulturhauses im November 2019 übernommen. Im März 2020 wollten sie eigentlich richtig loslegen mit Café, Events und ganz viel Kulturprogramm.

Doch dann kam Corona und alles anders. Was sie daraufhin aufbauten, hat ihnen jetzt den Bürgerpreis Eimsbüttel beschert.

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Dreimal die Woche Tafelbetrieb

Es war im Winter 2020/21, als John Schierhorn merkte: Hier muss etwas passieren. Der 46-Jährige hatte im Schrödingers bereits zu Beginn der Corona-Krise zusammen mit der Hamburger Tafel eine Lebensmittelausgabe aufgebaut. Dreimal die Woche gab es Äpfel, Brot und andere Lebensmittel für Bedürftige. „Viele Tafeln hatten im Lockdown zugemacht“, sagt Schierhorn. Auch danach war der Weiterbetrieb für die vor allem älteren Ehrenamtlichen – häufig auf engstem Raum – ein zu großes Risiko.

Die Nutzerinnen und Nutzer der Tafel stellte das vor große Probleme. Woher sollten sie nun vergünstigte Lebensmittel beziehen? Claudia Mohr und Schierhorn schufen eine kontaktlose Ausgabestelle, die diese Lücke füllte. Platz genug gab es schließlich auf dem weitläufigen Areal an der Schröderstiftstraße, Eingang und Ausgang konnten streng getrennt werden.

Eine Zeltstadt für Obdachlose entstand

Alles lief gut, bis es im Januar 2021 zu einem einschneidenden Ereignis kam. Ein Mann, der sich zuvor offenbar mit Lebensmitteln im Schrödingers versorgt hatte, starb direkt hinter dem Gelände. „Unsere Tüten lagen noch neben ihm“, erinnert sich Schierhorn. Das Schrödingers-Team handelte sofort und baute eine Zeltstadt für Obdachlose auf.

In den Zelten am „Schrödingers“ fanden Obdachlose im Winter 2021 Schutz vor Kälte. Foto: Julia Haas

30 Schlafplätze kamen zustande. Eine regelrechte Welle der Solidarität ergoss sich über sie: Zelte, Matratzen, Decken, Schlafsäcke und Skianzüge wurden gespendet, damit niemand frieren muss. Von den Pfadfindern kam sogar eine Jurte, sodass sich der Hof des Kulturhauses am Ende in ein fast schon gemütliches Bed & Breakfast mit Essenslieferungen direkt ans Zelt verwandelte.

Jetzt im Krisenmodus Nummer zwei

Die Zeltstadt ist wieder verschwunden und die Lebensmittelausgabe läuft mittlerweile nur noch einmal pro Woche. Man hätte denken können, dass das Schrödingers 2022 auf „normalen“ Betrieb umstellt. Doch der russische Angriff auf die Ukraine belehrte Claudia Mohr und John Schierhorn eines Besseren und versetzte sie in Krisenmodus Nummer zwei. „Das Gute ist ja, dass wir schnell sind und innerhalb von wenigen Tages etwas hochziehen können“, sagt Claudia Mohr.

Und das taten sie. Sie bauten mit Unterstützung des Vereins Hamburger Abendblatt hilft ein Projekt für geflüchtete ukrainische Familien auf, das montags bis freitags Beratungsmöglichkeiten, Sprachkurse und Kinderbetreuung anbietet. Etwa 60 bis 80 Erwachsene aus der Ukraine nutzen das Angebot regelmäßig, dazukommen ihre Kinder. Bis Mitte Oktober soll das Angebot noch laufen.

Niemand muss einen festen Dienst schieben

Was danach kommt? Mal sehen. „Wir begreifen uns als Experimentierstube“, sagt Claudia Mohr. Mit dem Schrödingers wollen sie Ehrenamt neu definieren und zeigen, dass Gemeinwohl auch sexy sein kann – dann machen auch mehr mit. Bei ihnen müsse zum Beispiel niemand einmal die Woche einen festen Dienst schieben. „Das schreckt viele ab.“

Die etwa 450 registrierten freiwillig Helfenden unterstützen eher projektbezogen und punktuell. Per Online-Terminumfrage werden Teams zusammengestellt, und los geht’s.

Wieder verstärkt Kulturveranstaltungen

Der Pragmatismus der Event- und Gastronomiebranche kommt ihnen in ihrem Handeln zugute: Claudia Mohr betreibt parallel den Techno-Club Waagenbau und ist im Vorstand des Clubkombinats Hamburg e.V. John Schierhorn hat den Waagenbau mitgegründet, das Clubkombinat im Jahr 2004 mitinitiiert. Beim Aufbau von Viva con Agua war er als Geschäftsführer mit dabei. Jetzt ist er verstärkt in der Stadtentwicklung aktiv.

Ihr Traum ist, dass sich die zwei Säulen des Schrödingers eines Tages gegenseitig tragen. Dass der wirtschaftliche Teil, also die Kulturveranstaltungen, Ausstellungen oder Newcomer-Vorstellungen, den gemeinnützigen Teil finanzieren kann: Obdachlosenhilfe, Tafel oder Aktionen wie den Geschenke-Kiosk zu Weihnachten für die Kinder aus benachteiligten Familien. Daran arbeiten die zwei jetzt und öffnen das Haus an Wochenenden wieder vermehrt für Kulturveranstaltungen wie Schrödingers Comedy oder DJ-Abende.

Weiterer Preisträger des Bürgerpreis Eimsbüttel ist Tobias Moll, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Eimsbüttel.

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