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Seit fast fünf Jahren ist Patrick Sobolewski bei Sea Shepherd an Bord. Foto: Rainer Wiemers
Seit fast fünf Jahren ist Patrick Sobolewski bei Sea Shepherd an Bord. Foto: Rainer Wiemers
Magazin #31

Von Eimsbüttel auf die Weltmeere: Aktivist bei „Sea Shepherd“

Für den Schutz der Meere kündigte Patrick Sobolewski seinen Job als Ingenieur. Jetzt heuert der Eimsbütteler bei der Umweltorganisation „Sea Shepherd” an.

Von Gast

„Es ist fünf nach zwölf“, sagt Patrick Sobolewski mit eindringlicher Stimme. Eigentlich ist es kurz nach 15 Uhr, aber der 35-Jährige meint etwas anderes: den Klimawandel, das Artensterben, den Zustand der Meere.

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„Ich habe an vielen Orten die Folgen unseres Lebensstils gesehen.” Er wollte nicht länger hinnehmen, wie Klima- und Tierschutz mit Füßen getreten werden, und heuerte bei der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd an – als ehrenamtlicher Schiffsingenieur.

„Sea Shepherd“: Der Kampf gegen illegale Fischerei

„Wir versuchen, Gesetze durchzusetzen, um die sich sonst niemand kümmert“, sagte einst Captain Paul Watson, der Sea Shepherd 1977 ins Leben rief. Die spendenfinanzierte NGO betreibt aktiven Meeres- und Artenschutz. Dazu ist Sea Shepherd mit eigenen Schiffen auf den Meeren unterwegs und kämpft gegen die illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (IUU-Fischerei). Sie fahren etwa bestimmte Fischerrouten vor den Küsten ab und schauen nach Schiffen, die trotz Verbot illegal fischen wollen. „Meeresschutzgesetze existieren oft nur auf dem Papier und werden nicht konsequent kontrolliert – dafür sind wir da“, sagt Patrick Sobolewski.

Bekannt wurde die Organisation unter anderem durch die 2008 veröffentlichte Serie Whale Wars. Sie ­dokumentierte die Einsätze gegen den illegalen Walfang in Japan. Das TV-Format faszinierte den Surfer und Segler so sehr, dass er Teil der Organisation werden wollte: „Wasser ist mein Element und mein Herz schlägt für die See. Ich will unsere Meere und ihre Artenvielfalt schützen.“

Im Schichtsystem Schiffsmotoren schmieren

Seit fast fünf Jahren ist er bei Sea Shepherd an Bord. Um mehr Zeit für den Meeresschutz zu haben, hat er seinen Job in der Großindustrie aufgegeben, wo er als Hard- und Softwareingenieur an großen Schiffen werkelte. Bei Sea Shepherd kümmert er sich als ehrenamtlicher Ingenieur um die Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Schiffe – vor und während der Missionen. Auf See heißt das für Sobolewski: Vier Stunden Schicht, vier Stunden Pause. „Ein anstrengender Rhythmus.“

2019 begleitete er Sea Shepherd mehrere Monate entlang der westafrikanischen Küste rund um Gabun, Liberia und Benin. Die Crew war vor allem auf der Suche nach Trawlern – Industrieschiffen mit großen Netzen, die illegal auf dem Meer fischen. „Die fangen alles Mögliche ein und zerstören es.“

Zusammenarbeit statt Zusammenprall

Gefährlich wurde es für ihn während der Mission in Westafrika nicht. Aber es gab Missionen, bei denen das anders war. Früher wehrten sich die Meeresschützer bei Konfrontationen mit illegalen Walfängern mit Stinkbomben oder rammten auch mal ein Schiff. Heute steht die Zusammenarbeit mit Regierungen im Mittelpunkt, um die illegale Fischerei zu bekämpfen. „Wir verstoßen nicht gegen das Gesetz, sondern sorgen dafür, dass es eingehalten wird”, sagt Patrick Sobolewski. Das ist für ihn der beste Weg, wirklich etwas zu verändern.

Aktiv die Klimakrise bekämpfen

Dass er sich für diese Art des Aktivismus entschieden hat, liegt vor allem daran, dass die Zeit zur Eindämmung der Klimakrise knapp ist. „Draußen auf dem Meer aktiv zu sein, das macht einen Unterschied.“

Die Arbeit von Sea Shepherd – die ständigen Kontrollen der ertragreichen Fischereigebiete und der Dialog mit den Regierungen – wirkt sich positiv auf Ökosysteme und Fischbestände aus: „Die Fischer vor Ort haben wieder mehr Fische. Industrielle Trawler können mit einem Fang den Jahresertrag eines kleinen Fischers aus dem Meer holen.“

Auch politisch hat sich etwas bewegt: Nach 15 Jahren einigten sich die Vereinten Nationen kürzlich auf ein Abkommen zum Schutz der Weltmeere. Künftig sollen 30 Prozent der Meere zu Naturschutzgebieten werden, damit sich die Tierbestände erholen können. „Aber wer kontrolliert das, wenn vielerorts das Gesetz nur auf dem Papier gilt?“

Eimsbüttel als Homebase

Zwischen den Missionen lädt Patrick Sobolewski seine Akkus am liebsten in Eimsbüttel auf: „Das ist meine Homebase, viele Freunde und Bekannte wohnen in der Nähe.“ Bald steht die nächste Mission mit Sea Shepherd an. In der Ostsee geht es auf Tauchgang: Die norddeutsche Crew sucht nach Geisternetzen. „Überbleibsel von Fanggeräten, die absichtlich im Meer entsorgt wurden.“

Das Plastik schädigt die Vegetation, Tiere verheddern sich darin und ersticken. Dank Sea Shepherd bekommen die Todesfallen ein zweites Leben – als Upcycling-Armband für den guten Zweck.

Mit der Arbeit bei „Sea Shepherd“ hat sich Patrick Sobolewski einen Kindheitstraum erfüllt: „Ich wollte früher schon Pirat werden.“ Foto: Rainer Wiemers

Die NGO „Sea Shepherd“ gibt es seit 1977. Foto: Sea Shepherd

„Sea Shepherd“ betreibt aktiven Meeres- und Artenschutz. Foto: Sea Shepherd

Text: Erik Klügling


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