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Nils Erik Flick und Antonia Petschat wollen Werbung im öffentlichen Raum nicht mehr hinnehmen.
Nils Erik Flick und Antonia Petschat wollen animierte Werbeflächen wie etwa an der Gärtnerstraße nicht mehr hinnehmen. Foto: Christiane Tauer
Unterschriftensammlung

„Hamburg werbefrei“: Initiative kämpft gegen digitale Außenwerbung

Auch in Eimsbüttel gibt es immer mehr blitzende und leuchtende Werbeflächen auf öffentlicher Fläche. Die Volksinitiative „Hamburg werbefrei“ sammelt dagegen Unterschriften.

Von Christiane Tauer

Wer auf dem Lokstedter Steindamm in Richtung Hoheluftchaussee unterwegs ist, kann an der Ecke Gärtnerstraße oben an Lavas Grill Haus schon seit einiger Zeit eine überdimensionale, grell-blitzende Anzeigetafel entdecken. Wechselnde Werbebotschaften buhlen um die Aufmerksamkeit der Passanten – und sorgen bei vielen für eine totale Reizüberflutung: Links die Busse, daneben die Autos, rechts die Radfahrenden und Fußgänger, vorne die Ampel und über allem dieses ständige Blinken und Leuchten.

Ein Hauch von Times Square in Eimsbüttel, könnte man positiv formuliert sagen. Die Initiative „Hamburg werbefrei“ sagt: Unsere Stadt ist keine Dauerwerbesendung, Schluss damit!

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Irgendwann in 2007 fing alles an

Nils Erik Flick weiß noch genau, wann das Ganze losging. Es war irgendwann im Jahr 2007, als ihm die ersten bewegten Werbeanzeigen in Hamburg auffielen. „Das war an einem Bushäuschen bei der Zentralbibliothek.“ Die Werbeplakate waren plötzlich nicht mehr nur fest an den Außenwänden angebracht und überbrachten relativ ruhig ihre Botschaften, sondern bewegten sich hin und her, sodass sie wechselnde Motive anzeigen konnten und viel mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Zahl der Werbeanlagen nahm deutlich zu

In den Folgejahren beobachtete der IT-Berater, der in Eimsbüttel nahe des Schlumps seinen Lebensmittelpunkt hat, wie sich der Trend zur bewegten Werbefläche fortsetzte und ihre Zahl immer stärker wuchs. Ob am Eimsbütteler Marktplatz, an der Kieler Straße oder an der Grindelallee – auch in Eimsbüttel tauchten sie überall auf. Eindeutig zu viele, fand Flick – und schloss sich vor einem Jahr der Initiative „Hamburg werbefrei“ an.

Nach ihren Recherchen sind hamburgweit aus rund 1.000 Werbeanlagen im öffentlichen Raum im Jahr 2010 etwa 4.000 Anlagen in 2020 geworden. Die meisten wie die an der Kreuzung Hoheluftchaussee/Gärtnerstraße mittlerweile voll digitalisiert, mit Wechsellicht und Wechselanzeige.

Direkt gegenüber der großen Werbetafel an der Gärtnerstraße steht gleich die nächste Werbeanlage. Foto: Christiane Tauer

Ziel der Initiative ist es zum einen, die Zahl der Werbeanlagen auf öffentlichem Grund per Gesetz zu reduzieren sowie gestalterische Vorgaben für sie festzulegen, damit sie im Straßenbild nicht mehr so dominant sind. Zum anderen möchte sie digitale Werbeanlagen und solche mit Wechsellicht grundsätzlich verbieten. Initiator ist Martin Weise, der als Pflegeassistent arbeitet, und in Architektin Antonia Petschat von Anfang an eine Unterstützerin fand.

„Hamburg werbefrei“: Litfaßsäulen sollen weiterhin erlaubt sein

„Wir sind nicht gegen klassische Litfaßsäulen“, sagt Antonia Petschat. Werbung soll nicht komplett aus dem Stadtbild verschwinden. Sie soll aber weniger aufdringlich sein, um den öffentlichen Raum nicht völlig zu kommerzialisieren.

Doch das ist nicht alles: Die auf 25 Unterstützerinnen und Unterstützer angewachsene Initiative sieht auch die Verkehrssicherheit durch die flackernden Anzeigen in Gefahr. Verkehrsteilnehmer sind abgelenkt, wenn von allen Seiten Reize auf sie einströmen. Bei vielen erzeugt das Stress – so auch bei Nils Erik Flick. „Das ist ja nichts anderes als eine ungefragte Zumüllung meiner Gedanken.“

Energieverbrauch von zehn Single-Haushalten

Auch der ökologische Aspekt spielt eine Rolle. Eine zwei Quadratmeter große, beidseitig betriebene digitale Werbefläche im sogenannten CityLightPoster-Format habe bei einem durchgängigen Betrieb einen jährlichen Energieverbrauch von etwa 15.000 Kilowattstunden. „Das entspricht dem Verbrauch von etwa zehn Single-Haushalten“, rechnet Nils Erik Flick vor.

Läuft die Anlage von 6 bis 24 Uhr, liege der jährliche Verbrauch bei etwa 11.250 Kilowattstunden. „Zu den Klimazielen der Stadt passt das nicht.“

Am Eimsbütteler Marktplatz ist auch eine digitale Werbefläche zu finden. Foto: Christiane Tauer

Bleibt noch das Finanzielle. Nach Informationen der Initiative lagen die Einnahmen der Stadt Hamburg aus den Verträgen mit den Vertragspartnern Wall GmbH und DSM/Ströer im Jahr 2019 bei rund 33 Millionen Euro.

Diese Summe würde sich zwar durch die Begrenzung der Werbeflächen verkleinern, ganz wegfallen würden die Einnahmen aber nicht, da ja weiterhin Werbung möglich sei. „Dafür müssen wir als Bürgerinnen und Bürger nicht mehr hinnehmen, dass unsere Aufmerksamkeit von der Stadt verkauft und der öffentliche Raum für Werbung privatisiert wird“, sagt Antonia Petschat.

Initiative braucht 10.000 Unterschriften

Um ihre Ziele durchzusetzen, muss „Hamburg werbefrei“ nun 10.000 Unterschriften von wahlberechtigten Hamburgerinnen und Hamburgern sammeln, damit sie ihr Anliegen dem Hamburger Senat übergeben kann. Die Hamburgische Bürgerschaft entscheidet dann, ob sie der Gesetzesänderung zustimmt oder nicht.

In letzterem Fall hätten die Initiatoren im nächsten Schritt die Chance, ein Volksbegehren herbeizuführen. „Dafür bräuchten wir die Unterschriften von rund 70.000 Wahlberechtigten“, sagt Antonia Petschat. Wenn das gelinge, stehe einem Volksentscheid nichts mehr im Wege – „wir peilen ihn zur Europawahl 2024 an“.

beenhere

Initiativen auch in anderen Städten

Die Initiative „Hamburg werbefrei“ ist nicht die erste, die sich für eine Begrenzung von Werbeflächen im öffentlichen Raum stark macht. Vorbilder sind unter anderem Berlin, Grenoble oder São Paulo.
Die Initiative „Berlin werbefrei“ hatte zum Beispiel im August 2018 im ersten Schritt mehr als 30.000 Unterschriften gesammelt, um ihr Anliegen dem Abgeordnetenhaus zu präsentieren. Ein Gesetzesentwurf befindet sich aktuell in der Rechtsprüfung.
Das französische Grenoble war die erste Stadt in Europa, die 2015 eine Reduktion der Außenwerbung durchsetzte. In der brasilianischen Stadt São Paulo wiederum besteht seit 2007 in Form des „Clean City-Gesetzes“ ein Verbot von Außenwerbung.
Seitdem sind dort überdimensionale Billboards, Plakate, Neonreklame oder Werbung auf Fahrzeugen aus dem Stadtbild verschwunden. Weitere Vorgabe: Fassadenwerbung muss verhältnismäßig sein und Veranstaltungswerbung darf keine Firmenlogos beinhalten. 

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