Lindenpark: Rassistische Motive auf Spielplatz sollen weg
Auf dem Spielplatz Lindenpark sind Klettergeräte mit rassistischen Darstellungen versehen – die Grünen wollen sie nun entfernen.
Von Alana TongersDie Grünen wollen gegen rassistische Darstellungen auf dem Spielplatz Lindenpark vorgehen. Er liegt zwischen Lindenallee und Schulterblatt. Dabei geht es um den Spielbereich „Robinson’s Insel“ – angelehnt an Daniel Defoes Roman „Robinson Crusoe“ von 1719.
„Erschreckend rassistisch“
Unter anderem befinden sich dort Kletterbäume, die an Marterpfähle erinnern. Die Pfähle sind mit Schnitzereien verziert, die wohl den weißen Robinson Crusoe sowie zwei Schwarze Menschen zeigen.
Während die Figur des Robinson Crusoe detailliert ausgearbeitet sei, wären die Darstellungen der Schwarzen Menschen „erschreckend rassistisch“: „Eine der Figuren, die in den Pfahl geschnitzt ist, grinst dümmlich mit schiefen Zähnen und hält einen Knochen in der Hand. Hier wird das zutiefst rassistische Narrativ der ‚Primitiven‘, der ‚Wilden‘ und des Kannibalismus bedient“, heißt es in der Drucksache.
Kinder sollen neuen Namen vorschlagen
Die Grünen wollen die Darstellungen nun entfernen, die Kletterstämme sollen neutral umgearbeitet werden. Außerdem soll ein neuer Name für den Spielbereich im Lindenpark her – Kinder und Jugendliche sollen in die Namensfindung mit einbezogen werden. Da es sich bei den Pfählen um Spielgeräte und nicht um Skulpturen handelt, sei die Entfernung kein Problem. „Die Darstellungen sind damit weder von der Kunstfreiheit gedeckt, noch in irgendeiner Hinsicht schützenswert“, so die Grünen.
„Eigentlich unfassbar“
Die Eimsbütteler Initiative WeA.R.E, die sich für frühkindliche antirassistische Erziehung einsetzt, begrüßt die Änderung. Es sei traurig, in wie vielen Bereichen des Lebens Menschen rassistisch sozialisiert würden. Aber dass das auch einem Spielplatz geschehe, sei eigentlich unfassbar. Die Kritik der Eimsbütteler Initiative richtet sich auch gegen den namensgebenden Robinson Crusoe – seine Figur verkörpere Sklaverei.
Warum „Robinson Crusoe“ problematisch ist
In der Wissenschaft werden die rassistischen und kolonialistischen Motive in dem Roman bereits seit langem diskutiert. „Robinson Crusoe“ sei ein Handbuch dafür, wie man Amerika und Afrika kolonialisiere, schreibt zum Beispiel die Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt.
„Was soll den Kindern vermittelt werden? Ein spielerischer Umgang mit Sklaverei?“, so WeA.R.E auf Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten. „Das ist boshaft und alles andere als pädagogisch wertvoll.“ Darstellungen, wie auf dem Spielplatz im Lindenpark, seien noch nie legitim gewesen. Eine Entscheidung über den Antrag der Grünen könnte es Ende Februar im Kerngebietsausschuss der Bezirksversammlung geben.