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Anne (35) und Monika (82) haben sich über den Verein "Freunde alter Menschen" kennengelernt. Foto: Birte Zellentin
Anne (35) und Monika (82) haben sich über den Verein "Freunde alter Menschen" kennengelernt. Foto: Birte Zellentin
Magazin #26

Ziemlich beste Freundinnen

Seit zwei Jahren ist der gemeinnützige Verein „Freunde alter Menschen“ auch in Eimsbüttel aktiv. Er vermittelt Freundschaften über Generationen hinweg. Ältere Menschen sollen so weniger unter Einsamkeit und Isolation leiden und wieder verstärkt am sozialen Leben teilnehmen können.

Von Eimsbütteler Nachrichten

Es ist einer dieser seltenen Januartage, an denen es in Hamburg nicht regnet. Ganz im Gegenteil: Sonnenstrahlen bahnen sich durch die Hochhäuser der Lenzsiedlung bis ins Wohnzimmer von Monika. Die 82-jährige Rentnerin hat gerade ihre 35-jährige Freundin Anne zu Besuch.

Vor ihnen steht eine kleine Flasche selbstgemachter Aronia-Likör. Sie haben eine Menge zu bereden, lachen viel miteinander.

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Zufällige Freundschaft

„Sie erzählt gerne, ich erzähle gerne, das passt einfach mit uns beiden“, schwärmt Monika. Beide kommen ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern, aber sie haben noch viel mehr Gemeinsamkeiten, so wie es in einer guten Freundschaft eben der Fall ist.

Doch diese Freundschaft ist eher zufällig entstanden. Denn Anne und Monika haben sich durch Freunde alter Menschen kennengelernt. Der gemeinnützige Verein vermittelt Besuchspartnerschaften zwischen Menschen ab 75 Jahren, die nicht mehr so mobil sind, und erwachsenen Menschen jeden Alters, die Lust auf Ehrenamt haben. Durch den regelmäßigen Kontakt und Austausch sollen alte Menschen aus der sozialen Isolation und Einsamkeit geholt werden. In Zeiten einer Pandemie wichtiger denn je.

Eine Idee, diverse Länder, tausende Freiwillige

Die Idee hinter Freunde alter Menschen geht auf den Franzosen Armand Marquiset zurück: Er gründete 1946 in Paris den Verein „Les petits frères des ­pauvres“ („die kleinen Brüder der Armen“), um sich um verarmte Kriegswitwen zu kümmern. Anfangs verteilte er Mahlzeiten, kleine Geschenke und Blumen an Frauen, die ihren Partner durch die beiden Weltkriege verloren haben. Aber vor allem verschenkte Marquiset Zeit und Freundschaft, beides wertvolle Güter. Bis zu seinem Tod im Jahr 1981 organisierte er sogar gemeinsame Weihnachtsfeste und Kurzurlaube. Doch die Idee starb nicht mit Marquiset, sondern verbreitete sich auf der ganzen Welt.

Einsamkeit im Alter bekämpfen: Das ist das Ziel der Besuchspartnerschaften, die der gemeinnützige Verein vermittelt. Fotos: Birte Zellentin

Auch in Deutschland: 1991 entstand in Berlin-Kreuzberg das erste Büro der Freunde alter Menschen e.V. Eine weitere Zweigstelle ging 2008 in Köln an den Start, 2014 folgte Hamburg-Borgfelde, Anfang 2020 der Standort Eimsbüttel. Dabei geht es dem Verein keineswegs um die Vermittlung von Dienstleistungen wie Haushaltshilfe oder Pflegebetreuung. Im Mittelpunkt steht gemeinsame Zeit, ob am Telefon oder vor Ort. Manche spielen Gesellschaftsspiele, andere schnacken einfach eine Weile. Jede Partnerschaft ist anders, im Idealfall entstehen langanhaltende Freundschaften. In Hamburg gibt es zurzeit 133 aktive Besuchspartnerschaften, die zwischen Monika und Anne ist eine davon.

Fast wie Online-Dating

„Unser Kennenlernen hatte schon ein wenig was von Tinder“, scherzt Anne. Sie arbeitet im Vertrieb und geht für ihren Job oft auf Reisen. Bereits vor der Pandemie verkürzte sie auf eine Vier-Tage-Woche: „Ich wollte wieder mehr Zeit für mich haben, aber auch für ein neues Ehrenamt“, sagt die 35-Jährige. Dann fand sie den Verein Freunde alter Menschen. Nach einem Vorgespräch und einem Hintergrund-Check bekam sie den Zugang zur vereinseigenen Online-Plattform. Dort findet man anonymisierte Profile der „alten Freunde“ mit ein paar Eckdaten.

Am Profil von Monika blieb sie hängen, auch wegen des Eintrags, dass sie gelegentlich in der Wohnung rauche. „Da meinte mein Mann, dass das doch perfekt klingt und wir dann ab und zu mal zusammen eine piefen können“, schmunzelt Anne.

Monika hingegen wurde durch einen Brief von der Stadt Hamburg auf den Verein und die Besuchspartnerschaften aufmerksam. Die 82-Jährige ist alleinstehend, aber nicht allein, denn ihre Kinder und Enkel wohnen ebenfalls in Hamburg und besuchen sie regelmäßig. Dennoch fühlt sie sich manchmal einsam. Erst recht, seit ihr Mann vor gut zwei Jahren verstarb. Daher ging sie auf das Besuchsangebot ein: „Man fragte mich, ob ich lieber jemanden in meinem Alter oder jemand viel jüngeren als Gesprächspartner haben möchte. Natürlich wollte ich eine junge Person, ich habe schon genug Austausch mit Gleichaltrigen“, sagt Monika und lacht.

Gespräche, Spaziergänge und ein Gläschen Likör

Im April 2020 trafen sich die beiden zum ersten Mal, eine Koordinatorin aus dem Verein begleitete das Treffen im Garten – mit ausreichend Sicherheitsabstand. Monika war zunächst skeptisch: „Wir mussten erstmal miteinander warm werden, aber dann hat es ganz schnell gefunkt.“

Daraus entwickelte sich eine echte Freundschaft. Bei den Treffen wird meistens geredet, ab und zu gehen sie spazieren. „Man braucht im Leben Menschen, die einen verstehen. Das ist bei Monika der Fall“, freut sich Anne. Der immense Altersunterschied macht sich für sie in den Gesprächen kaum bemerkbar. Auch Monika ist begeistert: „Anne bringt mir immer Selbstgemachtes mit: Marmelade, Senf oder gerne mal einen Likör.“

Noch heute, fast zwei Jahre nach dem ersten Kennen­lernen, treffen sich die beiden alle drei Wochen. Saßen sie anfangs für eine Stunde zusammen, „sind es heute auch mal fünf“, sagt Anne. „Einmal rief sogar mein Mann an und wunderte sich, wo ich bleibe. So sehr vergessen wir manchmal die Zeit.“ Dafür ist sie immer sehr zufrieden, wenn sie von den Treffen nach Hause kommt.

„Die Zeit mit Monika eröffnet mir regelmäßig frische Perspektiven. Wir können ganz offen über die ernsten Themen im Leben sprechen.“ Anne hat sogar schon Teile von Monikas Familie kennengelernt. Längst hat sich bei den Treffen ein Ritual etabliert: „Der kleine Likör am Schluss gehört mittlerweile dazu“, schmunzelt Monika. Wenn Anne klingelt, stehen die Schnapsgläser schon auf dem Tisch.

Text: Erik Klügling

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