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Janet Klawitter, Daria Sankina und Heiner Wolfram (v.l.) von Obenstadt wollen Hamburg aufs Dach bringen. Foto: Rainer Wiemers
Janet Klawitter, Daria Sankina und Heiner Wolfram (v.l.) von Obenstadt wollen Hamburg aufs Dach bringen. Foto: Rainer Wiemers
Magazin #33

Oben ohne: Auf den Dächern von Eimsbüttel

Freiräume sind rar in Eimsbüttel. Doch wer nach oben schaut, findet Lösungen. Der Verein „Obenstadt” sagt: Auf Hamburgs Dächern liegt Potenzial brach.

Von Christiane Tauer

An einem sonnigen August­­­sonntag gab ein Floh­markt dem grauen Beton­parkdeck des Karstadt-Gebäudes an der Osterstraße eine neue Bestim­mung. Rund 200 Stände, gefüllt mit T-Shirts, Pullis und Teddy­bären, zogen Tausende von Besuchern an. Begleitet von den Klängen eines Live-Gitarristen schoben sie sich übers Deck und waren dem Himmel ganz nah.

Dieses Bild ist genau das, was dem Verein Obenstadt für viele andere Dächer in der Stadt vorschwebt. „Hamburg hat 37 Quadratkilometer Dachfläche, die bisher nicht genutzt wird”, sagt die Eimsbüttelerin Daria Sankina. Das entspricht der 25-fachen Fläche des Hamburger Stadtparks.

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Zusammen mit Janet Klawitter und Heiner Wolfram engagiert sich Sankina bei Obenstadt. Der Verein, bestehend aus zwölf Männern und Frauen, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hamburg aufs Dach zu bringen – denn sie sind davon überzeugt, in luftiger Höhe Lösungen für die zunehmende Flächenknappheit in Großstädten zu finden. Das Potenzial sei da, es liegt nach ihrer Ansicht nur brach. Auch könnte ein stärkerer Fokus auf das Dach einen Beitrag gegen die Versiegelung des Bodens leisten und die Folgen des Klimawandels abmildern.

Hamburg aufs Dach bringen

Daria Sankina kennt sich mit diesen Themen aus. Sie arbeitet bei der Hamburger Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft (steg) in Eidelstedt und hat zusammen mit Stadtplanerin Janet Klawitter ihre Masterarbeit über „Ansätze für multifunktionale Dachnutzungen in Hamburg” verfasst. Dafür haben sie die Dächer der Stadt analysiert und überlegt, welche Nutzungen möglich sind. Mit Obenstadt treiben die zwei Frauen diese Arbeit nun voran.

Das Karstadt-Parkdeck sehen sie als idealen Ort für ihre Vision. „Oft bleiben hier oben viele Stellplätze frei, das ist verschenkter Raum”, sagt Heiner Wolfram und zeigt auf die Leere links und rechts von sich. Heiner Wolfram fragt sich, warum man hier nicht stattdessen Grün anpflanzt. Als einer der Grünpaten des Blumenbeets zwischen Müggenkampstraße und Luruper Weg könnte er sich etwas Vergleichbares auf dem Karstadt-Dach vorstellen. „Eine temporäre Bahn zum Rollschuhlaufen wäre eine andere Möglichkeit”, schlägt Janet Klawitter vor. Oder eben Veranstaltungen wie der Rooftop-Flohmarkt.

Warum nicht den Schulhof aufs Dach verlegen?

An der Christian-Morgenstern-Schule ist man einen Schritt weiter. Seit fast zehn Jahren nutzt die Waldorfschule die Dachfläche über dem angrenzenden Edeka-Markt an der Eimsbütteler Chaussee als Pausenhof. „Aus der Not heraus”, sagt Schulleiterin Christiane Garnerone. Schon bei der Gründung 2007 war klar, dass der Platz im dicht besiedelten Viertel knapp werden würde. Jedes Jahr kam eine neue Klasse dazu. Die neuen Schülerinnen und Schüler zogen in die höheren Stockwerke – warum nicht auch den Pausenhof nach oben verlegen?

Die Christian-Morgenstern-Schule nutzt das Dach des Edeka-Markts an der Eimsbütteler Chaussee als Pausenhof. Foto: Rainer Wiemers
Die Christian-Morgenstern-Schule nutzt das Dach des Edeka-Markts an der Eimsbütteler Chaussee als Pausenhof. Foto: Rainer Wiemers

Christiane Garnerone steigt die Stufen des engen Trep­pen­hauses hinauf und öffnet die Tür zur Dachterrasse. Ein über zwei Meter hohes Schutzgitter umgibt die Außenfläche über dem Edeka-Markt. Bunte Bänder zieren das Metallgitter, am Boden stehen Kübel mit Grünpflanzen. Spielgeräte gibt es keine, der Pausenhof wird erst ab der Mittelstufe genutzt. Die Kleinen spielen auf dem unteren Hof am Eingang zur Heinrichstraße. Maximal 110 Schülerinnen und Schüler dürfen sich hier oben gleichzeitig aufhalten. Die Aufsicht ist besonders wichtig. Es soll nichts heruntergeworfen werden und niemand soll über das Gitter klettern.

Wer Dächer nutzen möchte, steht vor ­besonderen Her­aus­forderungen. Die Statik des Gebäudes muss gewähr­leisten, dass das Dach ein bestimmtes Gewicht tragen kann und sicher für Menschen ist. All das muss regelmäßig überprüft werden. Die Waldorfpädagogik scheint für solche Nutzungsformen offen zu sein: Das Dach des Einkaufszentrums Mercado in Ottensen wird auch von einem Waldorf-Kindergarten als Spielfläche genutzt.

Hoffnung für das „Beiersdorf-Quartier”

Gibt es in Zukunft mehr solcher Beispiele in Hamburg und im Bezirk Eimsbüttel? Neue Wohnprojekte wie das „Beiersdorf-Quartier” machen dem Verein Obenstadt Hoffnung. Zwischen Quickborn- und Unnastraße, wo zuvor der Firmensitz von Beiersdorf war, sollen bis 2030 rund 800 Wohnungen entstehen. Die Planer setzen dabei voll auf die oberste Etage: Alle Dächer sollen zugänglich und begrünt sein.

Daria Sankina ist überzeugt, dass das Thema in den kommenden Jahren präsenter werden wird. Der Verein will diese Entwicklung beschleunigen und positive Beispiele aus Rotterdam oder Kopenhagen bekannt machen. Dort werden Dächer viel häufiger genutzt als in Hamburg. Die Hamburger Dachtage, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal stattfanden, zeigen, wie es gehen kann: Es gab eine Schnitzeljagd auf Dächern, es wurde gegrillt, und auf dem Dach des Jupiter-Gebäudes, ehemals Karstadt-Sport, am Hauptbahnhof fand sogar eine Ausstellung statt.

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