Radweg sorgt für gefährliche Situationen – mitten auf der Veloroute
In den letzten Jahren wurde die Stresemannallee für Fahrradfahrer umgebaut. Ein Abschnitt blieb davon unberührt – und löst Verwirrung und viele (Fast-)Unfälle aus.
Von Valentin HillingerDas Projekt „Velorouten“, das seit den 1990er Jahren ausgebaut wird, soll gut und sicher befahrbare Fahrradwege in ganz Hamburg verbinden. Doch noch immer gibt es Lücken – darunter eine Strecke in Lokstedt.
Schutzstreifen statt Radweg
Die Stresemannallee ist Teil der Veloroute 3, die vom Rathaus durch Eimsbüttel bis nach Niendorf führt. In den letzten Jahren fanden dafür verschiedene Umbaumaßnahmen statt.
Der einseitige Radweg auf der Stresemannallee, auf dem Radfahrer in beide Richtungen unterwegs waren, wurde zurückgebaut. Stattdessen wird der Radverkehr nun über beidseitige Schutzstreifen auf der Fahrbahn geführt.
Gefährliche Seitenwechsel
Zu sehen ist die Neugestaltung zwischen Grandweg und Beiersdorfstraße, ehemals Troplowitzstraße. Der darauffolgende Abschnitt bis zum Eidelstedter Weg wurde noch nicht saniert. Hier gibt es weiterhin einen einseitigen Radweg an der Ostseite der Straße auf dem Gehweg.
Für Fahrradfahrer, die von Lokstedt in Richtung Eimsbüttel fahren, bedeutet das, dass sie die Straßenseite wechseln müssen, um auf dem Radweg zu bleiben. Bodenmarkierungen gibt es dafür keine. Nach nur 150 Metern muss man erneut die Seite wechseln: Auf dem Eidelstedter Weg wird der Schutzstreifen auf der Fahrbahn für Autos fortgeführt.
Plötzlich Gegenverkehr
Die Fahrradführung ist nicht leicht zu erkennen. Nur ein kleines Schild an der Beiersdorfstraße weist darauf hin, dass auf dem Fahrradweg in beide Richtungen gefahren werden kann. Die Fahrradfahrer, die aus Eimsbüttel kommend in Richtung Norden unterwegs sind, werden auf möglichen Gegenverkehr nicht hingewiesen.
Eine weitere Gefahrenstelle auf der Strecke: An der Kreuzung Stresemannallee/Beiersdorfstraße schränkt ein Baum die Sicht auf die Ampelanlage für Radfahrer, die aus Eimsbüttel in Richtung Norden fahren, ein.
Erhöhte Unfallgefahr auf Radweg
Dass all das für gefährliche Situationen sorgt, bestätigt eine Radfahrerin vor Ort: „Hier hatte ich schon öfters fast einen Unfall“. Sie kennt die Strecke gut, ist dort fast täglich unterwegs.
Auch der Polizei sind auf dem Abschnitt sogenannte „Unfallhäufungsstellen“ bekannt. Immer wieder kommt es hier zu Unfällen mit Fahrradfahrenden, bestätigte ein Polizeisprecher.
In den letzten drei Jahren zählte die Polizei an der Stelle 25 Unfälle, neun davon mit Radfahrern. Viele Radfahrer meiden deshalb hier den Fahrradweg und bleiben auf der Straße, die sie mit den Autofahrern teilen.
Muss ich Fahrradwege benutzen?
Grundsätzlich gilt: Es gibt keine Pflicht, als Fahrradfahrer einen Fahrradweg zu benutzen. Nur wenn der Fahrradweg mit einem blauen Schild (Radweg, gemeinsamer Geh- und Radweg oder getrennter Geh- und Radweg) gekennzeichnet ist, müssen Radler den Radweg benutzen, erklärt Thilo Marxsen von der Polizei. In der Stresemannallee ist das nicht der Fall.
Fahrradwege dürfen laut StVO nur in eine Richtung befahren werden. Ausnahmen werden durch ein kleines weißes Schild mit einem Fahrrad und dem Zusatz „frei“ markiert. Auf den sogenannten „Zweirichtungsradwegen“ dürfen Fahrradfahrer in beide Richtungen radeln. An der Ecke Beiersdorfstraße/Stresemannallee steht ein solches Schild.
„Fahrradwege konsequent führen“
Kai Ammer von der Initiative Kurs Fahrradstadt, die sich für eine bessere Fahrradinfrastruktur einsetzt, hält „Zweirichtungsradwege“ grundsätzlich für sinnvoll. „Solange sie konsequent geführt, vom motorisierten Verkehr getrennt und breit genug sind.“
Vor dem Umbau habe das Konzept auch auf der Stresemannallee gut funktioniert, so Ammer. Die neue Lösung – Schutzstreifen, die nur durch Bodenmarkierungen zu erkennen sind – hält er nicht für ideal.
Fahrradweg auf der Stresemannallee: Weiterer Umbau geplant
Der Abschnitt zwischen der Beiersdorfstraße und Eidelstedter Weg soll in Zukunft neu gestaltet werden, so Bezirksamtssprecher Kay Becker. Mit dem Umbau habe man noch gewartet, um „Synergieeffekte“ beim Neubau des Beiersdorf-Campus nutzen zu können.
Die neu geplante Firmenzentrale solle bei der Veloroute berücksichtigt werden, so Becker. Mit einem Baubeginn sei deshalb nicht vor Ende 2024 zu rechnen.
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